Bei der Veranstaltung „Biodiversität 2025“ der Initiative PANNATURA in der historischen Schilffabrik am Bio-Landgut Esterhazy standen Neophyten, also gebietsfremde Pflanzenarten, im Mittelpunkt. Ein Thema, das Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Naturschutz gleichermaßen betrifft.
Die Bedeutung von Neophyten im Arbeitsalltag der Naturnutzung
Fö Ing. David Simon, zuständig für Naturschutz, Jagd und Fischerei bei PANNATURA, bringt es auf den Punkt: “Neophyten begegnen uns überall dort, wo wir mit der Natur arbeiten. Es ist daher wichtig, dieses Thema umfassend zu betrachten und in die tägliche Praxis einzubinden.”
Neophyten sind Pflanzen, die seit der Entdeckung Amerikas (1492) vom Menschen in neue Gebiete gebracht wurden. Viele davon sind nützlich, doch problematisch wird es, wenn sie invasiv werden und heimische Arten durch ihre rasche Ausbreitung verdrängen. Invasive Neophyten sind wahre Überlebenskünstler, die anderen Pflanzen Licht, Wasser und Nährstoffe entziehen.
Auswirkungen invasiver Pflanzen auf landwirtschaftliche Ökosysteme
Im Rahmen der Veranstaltung informierte Dr. Rea Maria Hall von der Universität für Bodenkultur Wien über die Auswirkungen invasiver Pflanzen auf landwirtschaftliche Ökosysteme und aktuelle Forschung zu Bekämpfungsstrategien. Sie betonte, dass Wandel die einzige Konstante sei, gerade bei invasiven Pflanzen, die durch menschliches Zutun hierher gelangt sind und die heimische Ökologie vor große Herausforderungen stellen.
Auch die Forstwirtschaft ist betroffen. Dr. Katharina Lapin vom Bundesforschungszentrum für Wald wies darauf hin, dass mit dem Klimawandel neue Neophyten in unsere Wälder vordringen werden. Entscheidend sei, invasive Potenziale frühzeitig zu erkennen und Ressourcen gezielt zum Schutz heimischer Ökosysteme einzusetzen.
Vielfältige Perspektiven auf Neophyten
Eine lebhafte Podiumsdiskussion mit Expertinnen und Experten aus Forschung, Landwirtschaft und Naturschutz griff das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln auf. Dabei wurde klar, dass Neophyten nicht pauschal beurteilt werden können, sondern standortspezifisch betrachtet werden müssen. Kritisch diskutiert wurden Probleme wie die Verbreitung via Fahrzeugreifen oder falsche Entsorgung im Biomüll. Gleichzeitig wurden positive Aspekte hervorgehoben. So findet z.B. der Staudenknöterich in der japanischen Medizin und Küche Verwendung, der Götterbaum spendet Schatten in urbanen Hitzeinseln, und Robinien sowie Ölweiden übernehmen wichtige ökologische Funktionen im trockenen pannonischen Klima rund um den Nationalpark Neusiedler See–Seewinkel.
Langfristige Strategien sind gefragt. Eine gezielte Beweidung hat sich als effektives Mittel zur Eindämmung bestimmter invasiver Arten bewährt. DI Johannes Ehrenfeldner vom Nationalpark plädierte für eine stärkere Förderung solcher Maßnahmen im Rahmen des ÖPUL-Programms, kritisierte aber zugleich, dass bestehende Vorschriften Landwirte bei der Bekämpfung teils ausbremsen.
Zukunftsfähige Landschaftsgestaltung durch aktive Steuerung
Auch DI Matthias Grün von der Esterhazy Betriebe AG machte deutlich: “Mit Bäumen von gestern wird man morgen nicht erfolgreich sein. Die bewusste und aktive Steuerung von Veränderungen in der Landschaft durch bewährte Pflege ist der richtige Weg unter den gegebenen Rahmenbedingungen.”
Die Veranstaltung hat gezeigt, Neophyten sind ein fester Bestandteil unserer Umwelt. Der Umgang mit ihnen erfordert Forschung, Zusammenarbeit und gut durchdachte Maßnahmen in Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Naturschutz, damit wir Herausforderungen meistern und Chancen nutzen können.
Mehr Informationen zum Thema Neophyten finden Sie im PANNATURA Journal auf pannatura.at.





